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Der Magmatismus von Predazzo und Umgebung

Geologie

Die Umgebung von Predazzo im Fleimstal gehört zur Dolomiten-Region und besteht vorweigend aus Karbonatgestein (Kalk, Dolomit) unter- bis mitteltriassischen Alters. (Z.B. Werfen-Formation, Skyth; Buchenstein-Formation und Marmolada-Kalk, Ladin).
Diese Gesteine sind in einem nicht unerheblichen Umfang von triaszeitlichen Eruptivgesteins- und Intrusionsgesteinsmassen und deren Ganggefolge durchsetzt. Das Alter dieser Gesteine ist zwischen Ladin und Karn bestimmt worden (230-215 Millionen Jahre).

Vor etwa 230 Mio. Jahren setzten in der Erdkruste im Bereich des späteren Südalpin tektonische Bewegungsvorgänge ein. Es bildeten sich Bruchzonen aus. Bruchbildung mit Auf- und Abschiebungen und Rutschungen in den Gesteinsmassen, auch in der Region der Dolomiten, waren die Folge.
Im Bereich Predazzo-Monzoni drang in der Tiefe der Erdkruste ein Magmenkörper entlang der Brüche in die gestörten Gesteinspakete ein.

Der Monte Mulat: Ein ehemaliger Vulkan. (Mitte, links vom rechten Seil)

Magma, das sich entlang der Störungszonen seinen Weg durch die mächtigen Deckschichten bis an die Oberfläche bahnen konnte wurde als vulkanisches Gesteinsmaterial abgelagert.

Im Bereich des jetzigen Monte Mulat bildete sich ein Vulkankegel heraus, der sich aus Lavaströmen mit zwischengelagerten Aschen- und Lapilli-Horizonten aufbaute. Der Monte Mulat ist ein Rest dieses ehemaligen Vulkans.

Die immer wieder beobachtbaren, die Felsformationen durchziehenden Gänge bestehen aus basaltischen schwärzlichen) und granitischen (hellen, rötlichen) Gesteinen.
Diese Gänge fallen v.a. in den hellen Karbonatgesteinen z.B. des Dos Capel besonders auf.

Dos Capel: Basaltische Gänge durchschlagen die triassischen Kalke. Die hellen Streifen beiderseits des rechten Ganges sind Marmor, der durch Kontaktmetamorphose aus dem Kalkstein entstanden ist.

Nach dem Ausstoß des Magmas sackte der Vulkankegel zusammen. In Folge dessen konnte weiteres Schmelzmaterial in einen kesselförmigen Einbruchsraum eindringen.

Es bahnten sich durch die in die Tiefe reichenden Bruchzonen weitere Magmenmassen ihren Weg in höhere Bereiche der Erdkruste. Sie sind nicht bis zur Oberfläche emporgedrungen, sondern unter sedimentären Triasschichten oder vulkanischen Ergussgesteinen langsam erstarrt. Sie sind als Gesteine mit granitisch körniger Struktur (Granit, Monzonit) auskristallisiert.

Mt. Agnello: Aufgebaut aus zuunterst mitteltriadischen Kalksteinen, darüber Lavadecken, vulkanische Brekzien und Tuff.

Das Gebiet von Predazzo ist auch wissenschaftshistorisch bedeutsam. Granit ist dort in Sedimentgesteine eingedrungen. Diese Beobachtung trug dazu bei, sowohl den Neptunismus als auch den Plutonismus, verbreitete geowissenschaftlichen Theorien im 18 Jhdt., zu relativieren.

Bekannte geologische Skizze aus dem Jahr 1849: „Granit von Kalkstein umgeben” .Örtlichkeit Canzoccoli, von Predazzo aus gesehen.

Vulkanite

Die Vulkanite sind Laven und liegen häufig als porphyrische Gesteine (Einsprenglinge grssßerer Kristalle in feiner Grundmasse) vor. Es sind überwiegend dunkle bis schwärzliche Alkalibasalte und latit-andesitische Gesteine.
In der alten Literatur sind sie unter dem Überbegriff Melaphyr zusammengefasst, der z.B. Gesteine der ebenfalls veralteten Bezeichnungen Porphyrit, Augitporphyrit, Plagioklasporphyrit beinhaltet.

Zur Definition des Gesteinsnamens Porphyrit siehe: https://www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/Porphyrit.

Monte Mulat: Alkalibasalt (alter Name: Augitporphyr), ein basaltisches Eruptivgestein. Die schwarzen Einsprenglinge sind Augite.

Dos Capel: Weiteres Beispiel eines sehr dunklen basaltischen Vulkanites. Der alte Name dieses Gesteins, Melaphyr, bezieht sich auf diese dunkle Färbung. (Griechisch „mélas, μελας“ = schwarz-dunkel.)

Dos Capel: Tuffit, mit hellen Klasten des durchschlagenen karbonatischen Nebengesteins und kleineren schwarzen pyroklastischen Komponenten, eingebettet in feineres vulkanisches Auswurfmaterial.

Intrusivgesteine

Die Intrusivgesteine sind vorwiegend Monzonite und Granite.
Der Name „Monzonit“ leitet sich vom Monte Monzoni beim Fassatal im Trentino (Italien) ab.

Detailliertere Informationen zum Monzonit, siehe hier:
https://www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/RockData?rock=Monzonit

Etwas vergrößerter Anschliff eines monzonitischen Intrusivgesteines mit porphyrischem Gefüge (Pyroxeneinsprenglinge dunkel, Feldspäte hell.)

Monzonit, mit gröberkörnigem Gefüge.
 

Anschliff des Monzonits mit gröberkörnigem Gefüge.
 

Monte Mulat: Granit mit rotem Feldspat.
Er war einst ein begehrter Stein in der Architektur.

Anschliff des roten Granites.

Gangesteine

Die Ganggesteine durchschlagen als späteste Bildungen alle übrigen Felsarten diskordant oder dringen konkordant, d.h. schichtparallel, ein.

Dos Capel: Basaltgestein, von einem braunroten, aplitischen Gang, durchzogen.

Monte Mulat: Hydrothermal gebildeter, groß auskristallisierter Quarz.

Marmor

Dos Capel, Detail: links vulkanischer Gang, rechts zu Marmor umgewandelter Kalk.

Ein kontaktmetamorph in feinkristallinen Marmor umgewandelter triassischer Kalkstein.
In der alten Literatur wird dieses Gestein lokal nach seinem Fundort als Predazzit bezeichnet.

Dos Capel: Dünnbankig-plattiger, steil aufgerichteter Kalkstein der Buchensteiner Schichten. (Grau-schwärzliches, kieseliges Kalkgestein, teilweise stark mit vulkanischem Detritus, d.h. Tuff, durchsetzt.)

Ergänzung: Permische Vulkanite in direkter Nachbarschaft

Permischer Quarzporphyr baut direkt südlich anschließend die Lagorai-Gruppe auf.

Die künstlichen Aufschlüsse (ehem. Steinbruch, nun als Kletterwände beliebt) am Travignolo Bach sind beindruckend.

Der Quarzporphyr (Rhyolith)ist ein silizium(=quarz)reiches Vulkangestein. Die Einsprenglinge sind Quarz und Feldspat. Die Grundmasse besteht ebenfalls vorwiegend aus Feldspäten und Quarz.


Porphyrit (=Paläo-Andesit) als Geröll ist in den nördlichen Alpenflüssen, wenn auch selten zu finden, so doch vorhanden. Siehe: www.isar-kiesel.de/Porphyrit
Die Herkunft solcher Gerölle aus Isar und Inn wird aktuell irgendwo südlich der Ötztaler Alpen vermutet.
Wie es der Zufall ergab hat ein Wanderwochenende in eine „entlegene” Alpenregion, ins Fleimstal (Trentino, Val die Fiemme), geführt, wo sehr ähnliche vulkanische Gesteine auftreten.


Die Aufschlussfotos sind überwiegend entlang des interessanten geologischen Rundweges beim Dos Capel entstanden.

Maßstab: Die abgebildeten Steine sind durchschnittlich ca. 7cm groß. Die vergrösserten Anschliffbilder zeigen einen Ausschnitt von ca. 1cm.

Zur Herkunft "exotischer Gesteine" wie Andesit oder Pseudotachylit im Bechtesgadener Land (Ablagerungen des Ur-Inn) siehe: http://www.berchtesgadener-land.bund-naturschutz.de/aktuelles/geologie.html.

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